Events 02.05.2023

FRANKFURT FUTURE TALKS: Wie geht „New (Hybrid) Work“?

Neues Format – neue Perspektiven auf die zentralen Zukunftsthemen der Region

Weiß, hell, offen, transparent: Die Sveta Art Gallery in der Hanauer Landstraße im Frankfurter Osten bot genau die richtige Bühne für die Premiere der FRANKFURT FUTURE TALKS. Bei dem neuen Dialogformat, das die Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain gemeinsam mit den Mitgliedern COPETRI und F.A.Z. ins Leben gerufen hat, dreht sich alles um das Morgen und die Frage: Wie können wir die Zukunft unserer Region aktiv gestalten? Ausgabe eins stellte „New (Hybrid) Work – Leadership, Culture, Spaces & Tools“ in den Mittelpunkt. Mit an Bord: Jule Jankowski, Axel Bienhaus und Marc Wagner – drei Speaker, die den rund 80 Gästen viele wichtige Einblicke, Ausblicke und Gedankenanstöße mitgeben konnten.

„Bei den FRANKFURT FUTURE TALKS möchten wir mit Euch darüber sprechen, welche Prinzipien und Tools es für das künftige Zusammenarbeiten in unserer Region mit ihren knapp sechs Millionen Menschen braucht. Dafür müssen wir drei zentrale Perspektiven zusammenbringen: Innovation, Transformation, People“, sagte Ralf Hocke, CEO der Community-Plattform COPETRI, zur Begrüßung der teilnehmenden Fach- und Führungskräfte. Gemeinsam mit COPETRI-COO Nadine Jäger und dem Vorstandsvorsitzenden der Wirtschaftsinitiative Michael Müller gab er den Startschuss für die Veranstaltung.

Good Work statt New Work

Nach einem kurzen, aber intensiven Warm-up eröffnete Daniel Schleidt, F.A.Z.-Ressortleiter Wirtschaft in Rhein-Main, die Gesprächsrunde auf dem Podium. 53 Prozent der Deutschen sagen, New Work gehe sie nichts an, junge Leute bevorzugen das Büro, 8 von 10 Menschen wollen regelmäßig im Homeoffice arbeiten – diese Zahlen zitierte er aus einer aktuellen Studie. Wird New Work in Unternehmen ernst genommen oder ist es bloß ein Feigenblatt? Wo stehen wir hier im Moment? Einig waren sich Jule Jankowski (Autorin, Podcast-Hostin und Gründerin von Humiq), Axel Bienhaus (Geschäftsführer bei AS+P Albert Speer + Partner) und Marc Wagner (Servicefeld-Lead Employee Experience bei Atruvia und Top-HR-Influencer), dass die Diskussion um Office versus Homeoffice bislang meist reflexhaft bleibt und eine ganzheitliche Betrachtung in den Unternehmen noch nicht stattgefunden hat. „Wir brauchen gute Zusammenarbeit und gute Ergebnisse – Good Work statt New Work, neu allein ist ja kein Selbstzweck“, machte Jule Jankowski ihren Standpunkt deutlich.

Neben Homeoffice, 4-Tage-Woche und Workation steht insbesondere der Begriff „hybrid“ für New Work. Für Marc Wagner geht es darum, ein Umfeld zu kreieren, „in dem sich jeder individuell im Sinne der gemeinsamen Ziele optimal entfalten und dabei zu 100 Prozent auf die Schaffung von Kundenwerten konzentrieren kann.“ Alles, was dazu beitrage, sei gut. Axel Bienhaus sieht durchaus die wegfallenden Reiseaufwände durch rein digitale oder hybride Meetings. Prognosen besagten, dass künftig 15 bis 20 Prozent weniger Büroflächen benötigt würden, so der Architekt. „Ich bin nicht sicher, ob es zur Flächenreduzierung kommt. Die viel größere Veränderung wird sein, dass wir durch die Digitalisierung weniger Menschen brauchen werden.“ Für Jule Jankowski sind hybride Zusammenkünfte, die die persönliche und virtuelle Teilnahme kombinieren, ganz klar ein „Konzept aus der Hölle“. „Das beste hybride Meeting ist das, das nicht stattfindet.“

Natürlich durfte auch die Frage nicht fehlen, was diese Entwicklungen in der Arbeitswelt mit einer Stadt und Region machen. „Headquarter dienen Unternehmen vermehrt dazu, über die Architektur ihre Unternehmenskultur auszudrücken. Büros müssen attraktiver werden. Ich kann mir vorstellen, dass wir künftig viele Büros auf der Zeil haben werden. Bürostädte wie Eschborn und Niederrad werden wahrscheinlich keine Bedeutung mehr haben“, so Axel Bienhaus. „Heilsbringer von vor der Pandemie brauchen wir nicht mehr, zum Beispiel Desk-Sharing, wenn die Menschen regelmäßig an ihren Wohnorten im Homeoffice oder Coworking-Space arbeiten. Physische Treffpunkte sind und bleiben aber wichtig. Man muss hier Erlebnisse bieten, Vertrauen schaffen und Identität stiften“, sagte Marc Wagner.

„Menschen wollen mehr Autonomie“

Wie geht es denn nun weiter mit New Work? „Die alte Welt kommt nicht mehr zurück, die Zahnpasta geht nicht zurück in die Tube. Wie die Zukunft aussieht, wissen wir noch nicht, aber neue Begriffe werden kommen. Was sicher ist: Menschen wollen nicht mehr Flexibilität, sondern mehr Autonomie. Das gilt auch für solche, die nicht im Büro arbeiten“, führte Jule Jankowski aus. Dabei sei Autonomie kein Selbstzweck. Es gelte, in einer Leistungsgemeinschaft eine gute Balance zwischen Autonomie und Eingebundensein zu finden. Hier gewinne Leadership zunehmend an Bedeutung, erläuterte Marc Wagner. „Das Vorleben durch Führungskräfte mag abgegriffen klingen, aber es ist so essenziell wie nie.“  Zusammenfassend konstatierte Michael Müller, bis vor kurzem als Arbeitsdirektor und Vorstand bei Fraport mitten im Personalgeschehen: „Es gibt nicht die eine Lösung, es braucht eine gute Abmischung. Wir haben alle Instrumente in der Hand, wir müssen sie nur nutzen.“

Den Nerv getroffen

Das große Interesse an der Veranstaltung, die vielen Fragen aus dem Publikum und die angeregte Diskussion im Anschluss zeigten: Die FRANKFURT FUTURE TALKS haben einen Nerv getroffen. Künftig soll es vier Ausgaben pro Jahr geben. Aktuell sind Folge-Events für Juli und September 2023 in der Planung.

Fotos: Cornelius Pfannkuch

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